Blick auf die Zukunft
Wie schauen junge Leute auf ihr Leben und ihre Zukunft? Die aktuelle MetallRente Jugendstudie ist dieser Frage nachgegangen. Insgesamt schätzen die Befragten ihre persönliche Zukunft optimistischer ein als die Zukunft Deutschlands. 88 Prozent der jungen Erwachsenen sind zuversichtlich, was ihre persönlichen Aussichten betrifft und schätzen diese in den nächsten 10 bis 15 Jahren als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Gleichzeitig glauben aber lediglich 47 Prozent an eine ebenso positive Entwicklung Deutschlands.
Im langfristigen Zeitverlauf wird deutlich, dass die Stimmung seit der ersten MetallRente Jugendstudie 2010 recht stabil geblieben ist. Die Werte sind zwar im Vergleich zur letzten Erhebung um jeweils drei Prozentpunkte gefallen. Diese Entwicklung hatte sich aber bereits 2019 angedeutet und ist somit kein „Corona-Effekt“. Der etwas nachlassende Optimismus im Hinblick auf die eigene Zukunft ist in Anbetracht des ausgesprochen hohen Niveaus nicht substanziell. Doch zeichnet sich bei Jugendlichen bereits seit Längerem eine leicht zunehmende Verunsicherung hinsichtlich der gesellschaftlichen Entwicklung ab.
Zuversicht seit 2019 gesunken
Zwar blicken die 17- bis 27-Jährigen optimistisch in ihre eigene Zukunft, allerdings sind sie etwas weniger zuversichtlich als bei unserer letzten Untersuchung 2019.
Sinkendes Vertrauen in den Staat
Die pessimistische Einschätzung der Zukunft Deutschlands bleibt konstant. Wie 2019 schätzt auch 2022 eine Mehrheit von 53 Prozent der jungen Menschen die Zukunft Deutschlands als „weniger gut“ oder „schlecht“ ein.
Das Vertrauen in die staatliche Handlungsfähigkeit hat sich durch Corona bei knapp einem Drittel der jungen Menschen „deutlich verschlechtert“ (30 Prozent). Weitere 36 Prozent geben an, ihr Vertrauen habe sich „etwas verschlechtert“.
Eine zunehmende Verunsicherung wird in der sinkenden Motivation sichtbar, die Planung der eigenen Zukunft in Angriff zu nehmen: Zwar planen acht von zehn (80 Prozent) gerne ihr Leben und ihre Zukunft, aber nur noch 33 Prozent der 17- bis 27-Jährigen stimmen dieser Aussage „voll und ganz“ zu. Dieser Wert lag 2010 noch bei 49 Prozent.
Die Befragungsergebnisse brachten einen weiteren Aspekt zutage, der eine zunehmende Skepsis belegt: Eine steigende Zahl junger Leute meint, dass sie sich die Gründung einer eigenen Familie kaum mehr leisten können wird. Aktuell glauben dies zwar nur 24 Prozent – also immer noch eine Minderheit. Aber der Anteil steigt seit dem Jahr 2013 stetig. Damals lag er bei 14 Prozent.
Persönlicher Optimismus groß
Trotz Verunsicherung ist der persönliche Optimismus groß. Fast neun von zehn (86 Prozent) sagen, dass sie eine gute Arbeit haben werden, die Spaß macht. 84 Prozent erwarten, dass sie ihr Leben genießen können und viel Spaß haben werden. Knapp drei Viertel (73 Prozent) gehen davon aus, einen guten Lebensstandard verwirklichen zu können.
Allerdings hängt der Optimismus vom sozioökonomischen Hintergrund ab. So unterscheiden sich die Antworten der jungen Leute je nach Bildungshintergrund und finanzieller Situation. Auch das gesellschaftliche Interesse hängt neben dem Alter vom Bildungsgrad ab.
Realistischer Blick der jungen Leute
Der jungen Generation ist bewusst, dass sie selbst aktiv werden muss: „Ich werde so viel Geld wie möglich beiseitelegen, um in Zukunft versorgt zu sein“ – dieser Aussage stimmen 74 Prozent zu. Junge Menschen wissen auch, dass ein guter Lebensstandard meist mit harter Arbeit verbunden ist und Konsequenzen für ihre Work-Life-Balance hat.
Bei der Einschätzung der Arbeitsmarktlage ist die junge Generation ebenfalls realistisch. Ihre Angst vor Arbeitslosigkeit bleibt gering. Trotz dieser günstigen Einschätzung steigt der Anteil junger Erwachsener, die pessimistisch sind, in Zukunft einen guten Lebensstandard erreichen zu können. Aktuell glauben 24 Prozent „eher nicht“ oder „gar nicht“ daran. 2016 waren es nur 14 Prozent.
Zielbewusst, zukunftsorientiert und sozial
Die jungen Menschen beschreiben sich insgesamt als ziel- und zukunftsorientiert. Neun von zehn (89 Prozent) sagen, dass sie sich anstrengen und auch bei Schwierigkeiten und Problemen durchhalten. Gleichzeitig sind drei Viertel (75 Prozent) bereit, Risiken einzugehen, um es im Leben zu etwas zu bringen.
Neben ihrer Zielstrebigkeit ist der jungen Generation auch das soziale Miteinander wichtig: 89 Prozent der jungen Erwachsenen sorgen aktiv dafür, dass es den Menschen um sie herum gut geht und sie interessieren sich zunehmend für gesellschaftliche Fragen wie für den Umwelt- und Klimaschutz. Andererseits spielen Spaß, Genuss und ein guter Lebensstandard eine wichtige Rolle.
Trotz Pandemie gibt es insgesamt eine große Kontinuität bei den Zukunftsvorstellungen der 17- bis 27-Jährigen. Allerdings geht die Zuversicht im Hinblick auf die Planbarkeit des Lebens und die eigenen finanziellen Möglichkeiten zurück. Die sich abzeichnende Verunsicherung hat sich durch die Corona-Pandemie und ihre gesellschaftlichen Folgen verstärkt.