Wie bewerten junge Leute die Rentenpolitik und was fordern sie vom Staat?
Die Erwartungen an die Politik werden immer drängender: 88% aller jungen Erwachsenen sind der Auffassung, dass es auch in Zukunft eine gute Rente geben kann, wenn die Politik es wirklich will. Dieser Wert ist seit 2010 um 14%-Punkte kontinuierlich gestiegen
Dem Optimismus gegenüber steht bei 78% der Jungen die Angst davor, im Alter nur eine geringe Rente zu bekommen und arm zu sein.
- 85% sorgen sich um die Finanzlage der gesetzlichen Rente angesichts des demografischen Faktors;
- 79% fänden es deshalb richtig, wenn alle Gruppen in die Rentenkasse einzahlen.
Rückwärtstrend nur gestoppt, aber keine signifikante Wende sichtbar
51% aller jungen Erwachsenen zwischen 17 und 27 Jahren sparen für ihre Altersvorsorge. Der zwischen 2010 und 2019 beobachtete stetige Rückgang hat sich nicht fortgesetzt. Ein leichter – corona-bedingter? – Anstieg um 3%-Punkte im Vergleich zu 2019, wo mit 48% Altersvorsorgesparern der bisherige Tiefpunkt erreicht wurde, kann konstatiert werden. Heute sparen 4%-Punkte weniger junge Menschen regelmäßig oder ab und zu für ihre Altersvorsorge als 2010.
Knapp vier von zehn, nämlich 37% der jungen Sparer sparen heute regelmäßig für ihre Altersvorsorge, immerhin 5%-Punkte mehr als 2019 aber immer noch 2%-Punkte weniger als bereits 2010.
Es muss etwas getan werden!
Elf Jahre deutscher Rentenpolitik haben aber keine dringend notwendige Wende zu deutlich mehr Altersvorsorge junger Menschen bewirkt.
Staat in der Verantwortung
Die Mehrheit der jungen Sparer, die nicht fürs Alter sparen, glauben nicht, dass ihre Rente später zum Leben ausreichen wird (2022: 58%, 2019: 56%). Der Anteil der jungen (Nichtaltersvorsorge-)Sparer, die von einer auskömmlichen staatlichen Rente ausgehen, liegt bei nur noch 22%. (2022: 26%, 2019: 34%).
Die Erwartungen an den Staat sind deutlich gesunken. Trotzdem formulieren die Nichtsparer für die Altersvorsorge ihre klare Position:
- 54% sind der Meinung, dass für die Altersvorsorge der Staat zuständig ist (2019: 56%).
Sie entlassen den Staat nicht aus seiner Verantwortung und lassen das Prinzip Hoffnung regieren, wenn immerhin 50% meinen, dass es ja vielleicht in 40 oder 50 Jahren wieder eine gute Rente geben werde (2019: 51%).
Niedrigzinsumfeld demotiviert
57% der jungen Erwachsenen sind voll und ganz oder eher dieser Auffassung und damit 2%-Punkte mehr als 2019 und sogar 7%-Punkte mehr als bei unserer Umfrage 2016 (2019: 55%, 2016: 50%).
Bedenkliche Entwicklung
Immer stärker macht sich auch das negative Gefühl breit, eigene Anstrengungen zur Altersvorsorge lohnten sich nicht mehr angesichts des andauernden Niedrigzinsumfeldes.
Fehlendes Wissen zu staatlichen Fördermodellen
Stetig bergab geht es beim Sparen, um staatliche Förderung und Zuschüsse zu nutzen. War dies 2010 noch für 44% der Sparenden ein Sparmotiv, meinen dies aktuell nur noch 22%. Sowohl mangelnde Kenntnisse zu staatlichen Fördermodellen als auch der Niedergang der der Riester-Rente zeigen sich hier.